Wicca ist Licht und Liebe, weil es heißt „Tu was du willst, aber schade niemandem.“
Hier muss man die Geschichte des Zitats mit berücksichtigen. Es stammt von Kirchenvater Augustinus und wurde später von Rabelais in seinem Werk Gargantua verwendet.
Gerade die Natur von Rabelais‘ Werk gibt hier einigen Aufschluss.
Der Satz ist ein klassisches Meditationsrätsel, etwas, das man während der Versenkung überdenken soll.
Kleiner Anstoß: Ist es möglich niemals irgendjemandem zu schaden?
Das in dem Zusammenhang so gern proklamierte Gesetz der dreifachen Rückkehr ist KEIN Bestandteil des Traditionellen Wicca.
Vielmehr ist es in der Kunst entscheidend, ob eine (magische) Handlung im Fluss der Dinge ist oder eben nicht.
Das können auch durchaus nach außen sehr „schwarzmagisch“ wirkende Handlungen sein.
Nicht, dass Wicca Magie in schwarz und weiß unterteilen würde.
Magie IST einfach. Magie ist weder gut noch böse, weder schwarz noch weiß.
Aber… aber Wicca nutzt doch keine Techniken wie Blutmagie?
Doch, tatsächlich gibt es auch in Wicca einige Praktiken, die Blut einschließen und mir fallen keine Praktiken ein, die in Wicca rigoros ausgeschlossen sind.
Wicca sind aber auch keine reinen Schwarzmagier, da bei jeder Magie vorher angefragt wird, ob man im Fluss der Dinge agiert.
Auch erfolgt Problemlösung nur dann magisch, wenn vorher eine Lösung auf normalem Wege versucht wurde.
Unnötige Magie zum Selbstzweck wird in Wicca meistens abgelehnt.
Flüche und ähnliches sind meistens Energieverschwendung ebenso wie unnötige Dauerschutzmaßnahmen.
Wicca ist eine Sekte und/oder Religion
Ich habe Wicca allenfalls als Religionsphilosophie kennengelernt.
In Wicca wird wert darauf gelegt Mysterien und Götter erfahrbar zu machen.
Daher sind wir nicht auf Glauben angewiesen.
Wicca ist ein initiatorischer Mysterienkult.
Sektenartige Strukturen/Praktiken sind in Wicca nicht zu finden, vielmehr wird selbstständiges Denken und stetes Hinterfragen gewünscht und gefordert.
Wicca ist uralt/eine neue Erfindung
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Natürlich hat Gardner das ganze publik gemacht und mit seinen HPS weitestgehend geformt.
Hat er es dadurch vollständig erfunden?
Nein, hat er auch nicht, er hat auf bereits existierenden Systeme aufgebaut.
Ist Wicca in direkter Linie der steinzeitlichen/mitterlalterlichen Hexen?
Auch nicht. Eine direkte Linie zu im Untergrund die ganze Hexenverfolgung überlebenden Coven gibt es nicht.
Was es jedoch gibt sind Wiccapraktiken, die wesentlich weiter zurückgehen. Teils im „Kernwicca“, größtenteils in Unterlinien, die aber mit Gardnerian selbst nicht direkt zu tun haben.
Bitte habt Verständnis, wenn ich mich hier weder zu den Ursprüngen direkt noch zu den Praktiken äußere, da dies unter Eidwissen fällt.
Man kann sich selbst in Wicca initiieren.
Nein, eine Initiation ist per Definition eine Aufnahme in eine Gemeinschaft.
Eine Gemeinschaft definiert sich über eine bestimmte Gruppe (in diesem Fall Wicca) und kann daher nur von Wicca durch Wicca in Wicca erfolgen.
Ja, Scott Cunningham schreibt… aber Scott Cunningham ist selbst kein initiierter Wicca und kann daher nicht definieren was Wicca tatsächlich ist.
Wir sehen das ein wenig wie eine Familie, in Familien wird man entweder geboren, adoptiert oder heiratet hinein.
Man muss von der Familie in die Familie aufgenommen werden und kann sich nicht selbstständig zum Familienmitglied erklären.
Manche mögen das jetzt elitär oder arrogant finden, aber eine Initiation (egal in welchem Initiationsweg!) stößt immer eine Entwicklung an.
Sie ist Verbindung zur Gemeinschaft und deren Energien.
Eine Wiccainitiation setzt einen gewissen Entwicklungsgrad und Können voraus.
Das ist auch der Grund warum einige Rituale/Kreisarten nur unter Initiierten gleichen Grades und drüber stattfinden.
Ich habe schon Leute in Ritualen zusammenbrechen sehen, weil sie die Energien/Intensität nicht ertragen haben.
Wicca diskriminiert
Es ist richtig, dass Wicca bestimmten Vorgaben folgt, die tendenziell eher naturorientiert und tendenziell eher pro Fruchtbarkeitskult gehen.
Dies wird aber inzwischen wesentlich lockerer gesehen, als in früheren Jahrzehnten und es schließt keinen aus.
Wicca hat auch homosexuelle Hohepriester/innen und Genderfluide/Transsexuelle sind grundsätzlich willkommen.
Wer mit den festgelegten Initiationsriten darüber hinaus ein Problem hat, Wicca ist nicht für jeden und hat auch nicht den Anspruch dieses zu sein.
Wicca als wildes Rumvögeln
Natürlich bleibt Wicca auch Fruchtbarkeitskult, auch wenn der Fokus nicht rein darauf liegt.
Der große Ritus wird aber meist nur noch symbolisch vollzogen.
Ansonsten ist er dem Hohepriesterpaar zu seltenen Anlässen vorbehalten.
Skyclad hat hier andere Gründe wie brechen von gesellschaftlichen Normen und Befreiung (aus dem Alltag) sowie Body positivity und Selbstakzeptanz.
Neben magischen Gründen, aus denen zb auch Ritualkleidung nur aus Naturfasern bestehen sollte.
Wicca und kulturelle Aneignung
Wicca nutzt Praktiken, die im eigenen Kulturkreis seit mind. dem 19.Jahrhundert überwiegend länger gängig sind.
Ich kann darin keine Aneignung erkennen.
Wicca ist hierarchisch
Es gibt in Wicca ein Gradsystem, das ist richtig.
Was viele von Außen nicht wissen können, ist dass trotz Graden im Kreis Keiner über dem Anderen steht und alle gleichwertig sind.
Mit den Graden wachsen lediglich die Pflichten, aber nicht die Rechte.
Wenn man also mit dem 2.Grad die Möglichkeit bekommt, zu initiieren, ist das im Umkehrschluss die Verpflichtung dazu wirklich geeignete Kandidaten auszubilden.
Aber auch dabei tatsächlich zu sieben, ob sie für den Weg bestimmt sind.
Beachte, dass die Betonung auf geeignet liegt, es gibt KEIN Anrecht auf Initiation.
Wicca ist dogmatisch
Viele sind überrascht, dass es in Wicca tatsächlich nur wenige Dogmen gibt.
Fragt man 10 Wicca nach etwas, erhält man mindestens 13 verschiedene Antworten.
Die Dogmen, die es gibt, betreffen Vorgaben, was eine Initiation zu beinhalten hat.
Zufügen darf man dabei jedoch immer, nur Weglassen nie.
Im Grunde gilt der höchste Befehl ist ein Ratschlag, die höchste Forderung eine Bitte.
Man lernt in Wicca natürlich wie Magie und Rituale funktionieren.
Aber statt nur nachzumachen, lernt man dabei den Sinn hinter Handlungen zu verstehen, um sie später selbst gestalten zu können.
Genau dazu wird man auch angehalten.
Eine nur wiederholte Handlung ohne den Sinn dahinter gelernt zu haben, wäre eine bloße Hülse.
Es gibt nicht das Wicca.
Jede Linie und jeder Coven ist anders mit unterschiedlichen Prioritäten.
Es gibt sogar Wicca ohne Coven, die nur in Arbeitsgruppen oder als Arbeitspaar praktizieren.
Manchmal gibt es auch Wicca, die ganz alleine sind. Letzteres sollte aber immer nur ein temporärer Zustand sein, da Wicca eher gemeinschaftsorientiert ist.
Wicca ist kein Satanismus.
In Wicca wird mit verschiedenen Göttern gearbeitet oder auch nicht.
Himmel und Hölle sind jedoch kein Konzept innerhalb von Wicca, daher wird auch der christliche Teufel nicht in Wicca angebetet.
Ausserdem abschließend:
Es gibt viele spirituelle Wege und Initiationswege.
Wicca ist nur einer davon und hält sich auch nicht für besser als Andere.
Es ist nur einfach nicht jeder Weg für jeden bestimmt, das ist Teil der Individualität eines jeden Einzelnen.
Um mit noch einem letzten Vorurteil aufzuräumen:
Wicca können sehr wohl nachvollziehen, wer regulär initiiert ist. Dazu gibt es eine ausreichende Vernetzung untereinander, ebenso wie andere Absicherungsmaßnahmen.