Jung beschreibt in seinen Septem sermones ad mortuos den Abraxas als: „… ist ein Gott über Gott […]. Gott, von dem Ihr nicht wusstet, denn die Menschen vergaßen ihn. Wir nennen ihn mit seinem Namen ABRAXAS. Um Gott von ihm zu unterscheiden, nennen wir Gott Helios oder Sonne. Der Abraxas ist Wirkung, ihm steht nichts entgegen, als das Unwirkliche, daher seine wirkende Natur sich frei entfaltet. Das Unwirkliche ist nicht, und widersteht nicht. Der Abraxas steht über der Sonne und über dem Teufel. Er ist das unwahrscheinlich Wahrscheinliche, das unwirklich Wirkende. Hätte das Pleroma ein Wesen, so wäre der Abraxas seine Verdeutlichung. Er ist zwar das Wirkende selbst, aber keine bestimmte Wirkung, sondern Wirkung überhaupt. Er ist unwirklich wirkend, weil er keine bestimmte Wirkung hat. Er ist auch Kreatur, da er vom Pleroma unterschieden ist. Die Sonne hat eine bestimmte Wirkung, ebenso der Teufel, daher sie uns viel wirksamer erscheinen als der unbestimmbare Abraxas. Er ist Kraft, Dauer, Wandel.“
Abraxas wird von Basilides als Symbol für das höchste Urwesen bezeichnet, aus dem die 5 Urkräfte Geist Wort Vorsehung Weisheit und Macht hervorgegangen sind.

GeistWortVorhersehungWeisheitMacht
SchweigenWissenWollenWagen
AkashaErdeLuftWasserFeuer

Crowleys Wort des Äons Abrahadabra

ΑΒΡΑΣΑΞ Abraxas oder eigentlich Abrasax ist der Ursprung des berühmten Abrakadabra. Mir kommt es so vor als wollte Crowley mit ABRAHADABRA als Vollendung des großen Werkes eine Schwelle aufbauen die nur wer überschreiten kann, der den Pfad des Wortes zu seinen Wurzeln folgt, und das unwirklich wirkende erfährt.
Es würde auch der „Verruchtheit“ von Crowley einen weit tieferen Sinn geben, da man um den Pfaden von Abrasax zu folgen eine gewisse Verruchtheit braucht und sich außerhalb der gesellschaftlichen Normen stellt.
Hermann Hesse hat das in Demian gut beschrieben (S.72) :
„Blicken Sie ins Feuer, blicken Sie in die Wolken, und sobald die Ahnungen kommen und die Stimmen in Ihrer Seele anfangen zu sprechen, dann überlassen Sie sich ihnen und fragen Sie ja nicht erst, ob das wohl auch dem Herrn Lehrer oder dem Herrn Papa oder irgendeinem lieben Gott passe oder lieb sei! Damit verdirbt man sich. Damit kommt man auf den Bürgersteig und wird ein Fossil. Lieber Sinclair, unser Gott heißt Abraxas, und er ist Gott und ist Satan, er hat die lichte und die dunkle Welt in sich. Abraxas hat gegen keinen Ihrer Gedanken, gegen keinen Ihrer Träume etwas einzuwenden. Vergessen Sie das nie. Aber er verläßt Sie, wenn Sie einmal tadellos und normal geworden sind. Dann verläßt er Sie und sucht sich einen neuen Topf, um seine Gedanken drin zu kochen.“
Es ist das was manche als vollkommene Freiheit bezeichnen.
Unter Hexen wird Abrasax auch als das Licht des Sabbats bezeichnet, das Strahlen oder fließen das selbst in tiefster Finsternis alles glänzen lässt. Im Zen Koan „Stell dir gleißende Schwärze vor“ ist dieser Zustand das Ziel.