Der Gral als Blaupause der Quest
Das Märchen Rapunzel aus der Sicht der Grals Mythologie

Rapunzels Mutter gelingt es in ihrer Schwangerschaft nicht, ihren schwangerschaftsbedingten Heißhunger und Appetit auf die im Garten der Nachbarin wachsenden Rapunzeln zu zügeln. Hierbei handelt es sich entweder um Feldsalat oder um die Rapunzel-Glockenblume, die früher ebenfalls als Salatpflanze angebaut wurde. Ihr Mann ist jedoch nicht stark genug, sich ihr zu widersetzen. Als er den Salat für seine Frau zum wiederholten Male aus dem Garten einer Zauberin stehlen will, wird er von dieser ertappt und muss ihr zur Strafe (und aus Angst und um ihrem Zauber oder der Bloßstellung als Dieb zu entgehen) sein Kind versprechen, das war im Mittelalter die Form des Ausbildungsvertrags. Gleich nach der Geburt holt sie sich das Neugeborene, gibt ihm den Namen Rapunzel, und als das Mädchen zwölf Jahre ist (zu Beginn der Pubertät vor der „Entwicklung zur Frau“), sperrt sie es in einen abgelegenen türlosen Turm. Die einzige Möglichkeit, in ihn hineinzugelangen, besteht darin, dass Rapunzel auf Zuruf ihr langes Haar vom Dachfenster herunterlässt, sodass die Zauberin daran hinaufklettern und sie mit Nahrung versorgen kann.

Ein Königssohn, angezogen von Rapunzels schönem Gesang, belauscht sie, imitiert die Rufformel der Zauberin („Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“), zieht sich zu dem schönen Mädchen hinauf und gewinnt dessen Liebe. Als Rapunzel sich daraufhin gegenüber der von ihr „Frau Gothel“ genannten Zauberin verplappert, schneidet ihr die Hexe das Haar ab und verbannt sie in eine Wüstenei. Dann versteckt sich die Zauberin im Turm, wartet auf den Königssohn, lässt ihn an Rapunzels Zopf zu sich heraufklettern und erschreckt und verhöhnt den Prinzen dermaßen, dass er in seiner Verzweiflung vom Turm springt, sich in einem Dornengestrüpp beide Augen verletzt und erblindet. Wehklagend irrt er nun durch die Welt, bis er durch Zufall zu Rapunzels Gefängnis gelangt und das Mädchen an seinem Gesang wiedererkennt. Als ihre Tränen seine Augen benetzen, wird er von seiner Erblindung geheilt und führt Rapunzel glücklich heim in sein Königreich.

Ikonographie
Rapunzel und der Prinz
Rapunzel und der Prinz
Der Turm und der Hain

Der Garten der Zauberin, meist auch von einen Zaun umgeben, ist auch der Hag ein Heiliger Bezirk. Inmitten des Gartens steht der fensterlose Turm. Diese Art von Türmen sind im keltisch germanischen Bereich nicht unbekannt. Ein solcher Turm ist auch im Zusammenhang mit Veleda beschrieben. Ebenso wird ein solcher Turm in der Geburt des Merlin beschrieben, aber auf den Punkt komme ich später zurück.
Türme der Art haben eine mehrfache Bedeutung. Er reicht in die Anderswelt was dadurch gezeigt wird, dass der Prinz an den Haaren von Rapunzel in den Turm klettern muss. Haare, gerade lange Haare, waren ein Symbol von magisch spiritueller Macht. Ebenso hat es Bezüge zu dem „Rising up the Planes“, wie man es in der Hermetik, aber auch in schamanistischen Traditionen findet.
Ebenso wird dadurch ein Angleichen der Energien beschrieben, wie man es in der daoistischen Sexualmystik findet.
Ebenso steht der Turm für die „Axia Mundi“ der Achse der Welt oder den Weltenbaum.
Auch der Name der Zauberin „Frau Gothel“ deutet darauf hin, dass sie wohl im Ursprung des Märchens mehr eine weise Seherin / Priesterin war.

Das Blenden des Prinzen und die Wüstenei

Der Sturz des Prinzen bedeutet, dass er in dem Moment noch nicht reif, oder es wert (würdig) war. In der Gralsmystik wird der anfangs noch unwürdige Held vom Licht des Grals geblendet (Initiatorische Krise). Das Land ist verwüstet, da der Fischerkönig verwundet ist. Rapunzel ist in diese Wüstenei, den Wastelands der Gralsmystik, verbannt.
Ihr ist allerdings ihr Gesang geblieben, eine Gabe, die mit Magie gleichgesetzt wird.
Durch diesen Gesang durch die verwüsteten Länder geführt, findet der Prinz schlussendlich Rapunzel.

Tränen der Heilung

Der Prinz erlangt durch die Tränen Rapunzels (Wasser des Lebens) seine Sehkraft wieder. Er ist gereist, hat durch seine Reisen, aber auch von den „Tränen der Welt gekostet“. Er ist erfahren und damit würdig geworden.
Diese Heilung deutet auch wieder auf den Gral, wobei in dem Fall Rapunzel das Gefäß ist und, dass der Gral der Legende nach, alles heilen kann.
Die Tränen geben ebenso einen Fingerzeig auf Freya, deren Tränen lautestes Gold sein sollen.
Ebenso findet man bei der Gänsehirtin am Brunnen die jüngste Tochter die Perlen weint.
Ähnliche zauberkräftige Tränen findet man in der Sage der Sybille von Teck:

Sie war weise und schön und immer hilfsbereit. Sie kannte sich aus in vielen Dingen und konnte sogar die Zukunft deuten. Niemand stieg zu ihr vergeblich den steilen Weg (Berg) empor, wenn er unverschuldet in Armut geraten war und der Hunger ihn quälte.
Wenn die Trockenheit die Ernte zu vernichten drohte, kam sie sogar selber ins Tal
herunter und tröstete mit ihren Tränen die vom Hunger Bedrängten. Auf
wundersame Weise erholte sich die Natur dort, wo ihre Tränen geflossen waren. Die Wiesen wurden wieder grün, das Getreide richtete sich auf und bekam größere und goldene Ähren. Man fand sogar, dass das Brot von diesen Ähren besser schmeckte und die Milch der Kühe, die auf jenen Wiesen geweidet hatten , viel nahrhafter war.
Ja man fand sogar, dass die tägliche Arbeit sich viel leichter erledigte, wenn man von diesem Brot gegessen und von dieser Milch getrunken hatte.

Sybille von der Teck lebte, ebenso wie bei Tannhäuser geschildert, in einer Höhle, die ein prächtiger Palast war. Womit wir wieder bei Venus gelandet sind und sich die Arabesque vollendet hat, dieses Glasperlenspiel vollendet ist.

Bildquelle: Von Andrew Lang – https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75580624