Ich möchte diesen Text mit einem Zitat beginnen,
präziser mit einem Zitat aus dem Erdsee-Zyklus der fantastischen Ursula Le Guin:
„Wenn ihr Kinder mit der Schule fertig seid und durch die Passage geht, werdet ihr eure Kindernamen ablegen und nur euere Wahrnamen behalten, nach denen ihr niemals fragen und die ihr niemals verraten dürft. Warum?”

Die Kinder schwiegen. Die Schafe blökten leise. Mr. Underhill war es, der diese Frage beantwortete: “Weil der Name das Ding selbst ist”, sagte er mit seiner scheuen, leisen, heiseren Stimme. “Und weil der Wahrname das wahre Ding ist. Den Name aussprechen, bedeutet, das Ding beherrschen. Habe ich recht, Schulmeisterin?”

Das hier beschriebene Konzept hat natürlich Le Guin nicht erfunden.
Die Wurzeln der „Macht des Namens“ reichen weit zurück.
Es findet sich bereits in diversen Religionen, bei denen der Name Gottes in sich zu mächtig ist, um ausgesprochen zu werden.
Es findet sich in Teilen im Konzept, dass sogar die Stimme Gottes ausgegliedert wird und nur von Ausgewählten gehört werden darf, auf dass es sie in ihrer Macht nicht verbrenne.
Aber zur Macht der Stimme komme ich später nochmal.
Ein Beispiel aus der Märchenwelt ist Rumpelstilzchen.

Namen im Vecciokult
Auch in unserem Vecciokult, aus dessen Blickwinkel ich hier schreibe, findet sich beides.
Der Name der Göttin, der zwar kein Benennungstabu hat, aber doch nur Ausgewählten der jeweiligen Linie zuteil wird.

Dann das Konzept des Wahrnamens, denn mit der Initiation, konkreter mit dem Bestimmungsgrad, macht man sich auf die Suche nach dem eigenen Namen selbst.

Die Suche ansich ist ein eigener Prozess und sollte nie in Eile erfolgen.
Man vergibt sich so viel Potenzial, wenn man statt des wahren Namens einfach irgendeinen wählt.
Jener Auswahlprozess ist nicht beliebig wiederholbar. Am Ende steht der Unentschlossene vielleicht ganz ohne Namen da, wie jene die ihren vergessen haben.

Aber zurück zur eigentlichen Suche:
Hierzu gibt es verschiedene Queste.
So wie die wahren Werkzeuge in einem selbst, bekommt man den Namen quasi verliehen, als eine Auszeichnung, die dabei die Sache selbst bezeichnet und wird.

Es folgen diverse Gespräche mit den eigenen Göttern (so man bereits welchen geweiht ist) und Meditationen.

Der wahre Name, auch gern Craftname bezeichnet, ist, wenn er gefunden ward, eine kuriose Sache.
Er resoniert mit dem inneren Selbst mit dem Kern.
Allein seine Nennung durch Dritte bringt den Kern zum Schwingen, als wäre man ein Instrument auf dessen Seite gezupft wird.
Das güldene Haar wird die Harfensaite der Seele selbst.
Selbst dann, wenn er nur in Teilen genannt wird.

Darum wähle mit Bedacht, wem Du deinen Namen vollständig oder in Teilen nennst.
Legst Du doch Dein Innerstes, wie ein bloßes schlagendes Herz, in dessen Hand.
Das Risiko lohnt aber durchaus.
Bestimmte tantrische Praktiken bedingen geradezu die Nennung des Namens des Partners.


In Questen wird der wahre Name zum Zauberwort, das Türen zu öffnen vermag.
Wähle jedoch mit Bedacht, ob Du wirklich bereit für das angestrebte Ziel bist.
Er öffnet gegebenenfalls alle Türen oder ganze Berge und ermöglicht den Zugang zur lichtblauen Blume, die tief im Kristall- oder Tafelberg verborgen ist.

Die Macht der Stimme und des Wortes
Aller Anfang war das Wort.
Manche werden mir hier widersprechen und den Anfang im Gedanken sehen.
Beides ist wahr, aber gerade dem in Gedankenstille und Gedankenkontrolle geübten Leser wird bewusst sein, dass ein gesprochenes Wort unter einem geschulten Willen eine ganz eigene Magie inne hat.
Vor allem, wenn man zu Sprechen weiss.
Damit ist hier korrekte Intonation und Vibration der Stimme gemeint in Verbindung mit Atemtechniken und Energiestau.
Wer zu sprechen weiss, dem ist die Welt zu eigen.
Das gilt bereits unabhängig vom Inhalt.
Bardon so sagt man, hat einmal aus einem Wort einen Blitzschlag am Tage auf einen Marktplatz erschaffen.
Spielerei versteht sich.
Das Salz in der Suppe bilden dann Worte der Macht.
Worte und Redewendungen, die bereits in sich magisch sind.
Wer diese korrekt zu sprechen beherrscht, wirkt und spinnt das Gewebe der Welten.
Die Zunge ist mächtiger als das Schwert.
Der wahre Name erlaubt eben dieses Wirken auf sich selbst bezogen.

Damit schließe ich diese kleine Arabeske, die das Thema allenfalls oberflächlich anzureißen vermag und für mehr als nicht intendiert ist.