Reizdeprivation ist eine der ältesten Techniken zur Induktion einer tiefen Trance. Ich persönlich denke, dass man diese Techniken wie viele andere auch bis in die Steinzeit zurückverfolgen kann. Die Bilder in der Höhle von Lascaux beruhen meiner Meinung nach auf Trancen, die durch in der Höhle naturgegeben Voraussetzungen erfahren wurden und dann als Bilder festgehalten wurden.
Aber das ist nur eine Form einer Reizdeprivation. Bekannt sind auch die Mönche, die unter einem Wasserfall meditieren und dadurch akustische Reize ausschalten.
In vielen Yogasystemen und auch im Autogenen Training findet man Methoden die Sinne zurück zu ziehen und so eine Form der Reizdeprivation hervorzurufen.
In vielen Amerikanischen First Nations findet man Traumhütten, in der Reizdeprivation zur Visionssuche benutzt werden.
In einigen Sufi-Orden müssen Akolythen eine gewisse Zeit in absoluter Dunkelheit verbringen, wo sie als einzigen Sinneseindruck Suren aus dem Koran haben. Es wird berichtet, dass sie in dieser Zeit Kontakt zu Engeln, Islamischen Heiligen und ähnliches erfahren.
Vor langer Zeit am Sarkophag an den Externsteinen erzählte mir Arivey, dass dieser wohl früher mit einem Radstein lichtdicht verschlossen werden konnte und es über „Rohre“, die btw damals noch nicht verschlossen waren, möglich gewesen sein muss Initianten, die im Sarg lagen durch eine Tod- und Wiedergeburtsreise zu führen.
Auch im Buddhismus sind ähnliche Techniken bekannt mit ähnlichen Resultaten.
Erwähnenswert ist auch, dass man in alten Templeranlagen, Räumlichkeiten findet die eine solche Nutzung nahelegen.
Aus der klassischen Antike ist das Psychomanteum eine Form der Tempelmagie und Teil der Orphischen Mysterien bekannt.
Reizdeprivation ist eine mächtige psychonautische Technik, aber auch nicht ungefährlich. Reizdeprivation über einen langen Zeitraum ist nicht umsonst als weiße Folter bekannt.

Die Wiederentdeckung in den 70ern

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Techniken der Reizdeprivation von der Wissenschaft wieder entdeckt. Eine der Bekanntesten dürften die Floatingtanks nach Dr. Lily sein. Eine weitere Technik ist das sogenannte Ganzfeld, bei der optische Reize durch starke Reflektionen wie Sonnenlicht (mit geschlossenen Augen !!!) über einem Schneefeld alle optischen Reize konturlos werden lassen und zu psychodelischen Effekten führt. Einige sind der Ansicht, dass Nostradamus eine Ganzfeldtechnik für seine Voraussagen nutzte.
Man findet auch in den Texten der europäischen Mystik die Erfahrungen, die durch Ganzfeld hervorgerufen wurden beschreiben.

Ganzfeldbrillen

Ganzfeldexperimente kann man sehr einfach selber machen. Eine Ganzfeldbrille besteht nur aus durchgeschnittenen Tischtennisbällen, die an den Rändern mit etwas Watte oder ähnlichem gepolstert sind. Damit blickt man dann in eine starke Lichtquelle.
Akustische Reize blendet man dann noch durch einen Kopfhörer mit weißem, oder etwas angenehmer, pinkem Rauschen aus. Das ist übrigens auch der Effekt bei Meditationen unter einem Wasserfall.
Man kann die durch Ganzfeld erfahrenen Zustände auch durch langes Training erreichen, aber es spricht für sich, dass auch erfahrene Adepten aus den verschiedenen Traditionen solche Techniken immer wieder benutzen.

Neue Perspektive: Megalithkultur, Mysterien und hexenpraktische Traditionen

(wissenschaftlich fundierter Anhang)

Unter Einbeziehung archäologischer, religionswissenschaftlicher und psychophysiologischer Erkenntnisse lässt sich eine interessante These formulieren: Dass megalithische Bauwerke nicht nur Funktionsorte (z. B. astronomische Observatorien oder Grabstätten) waren, sondern sakral gestaltete Resonanzräume, die bereits früh rituell zur Bewusstseinsveränderung genutzt wurden – eine Praxis, die sich später in antiken Mysterienkulten und schließlich in hexenpraktischen Traditionen widerspiegelte.

1. Megalithanlagen als akustische Ritualräume

Messungen im Hypogäum von Ħal-Saflieni (Malta) zeigen extreme Resonanzmaxima (v. a. bei ca. 110 Hz), die klar nicht zufällig wirken. Solche Frequenzen wirken körperlich spürbar und begünstigen Trancezustände.
Quelle: Leigh et al., Acoustic Resonances of the Hal Saflieni Hypogeum, arXiv:2010.13697.

Diese Befunde legen nahe, dass prähistorische Kulturen gezielt Klangarchitektur einsetzten – etwas, das perfekt zu deinen Beobachtungen über Reizdeprivation und Trance passt.

2. Wahrnehmungsarchäologie und sakrale Nutzung

Archäolog*innen wie Jess Beck und Stephen Chrisomalis argumentieren, dass megalithische Stätten stark auf Wahrnehmung, Ritual und intuitive Landschaftserfahrung ausgelegt waren – ein Ansatz, der auffällige Parallelen zu modernen heidnischen Praktiken zeigt.
Quelle: Landscape Archaeology, Paganism, and the Interpretation of Megaliths (journal.equinoxpub.com)

Hier tritt eine Linie zutage: Die antike Erfahrung war vermutlich multisensorisch, rituell und bewusstseinsfokussiert.

3. Übergang zu Mysterienkulten

Viele Mysterienkulte der Antike (Orphiker, Eleusis, Dionysische Riten) arbeiteten mit:

  • Dunkelheit
  • Archaischer Akustik
  • Rezitation
  • Rituellem Sinnesentzug

Diese Kulträume sind strukturell vergleichbar mit megalithischen Kammern. Kulturen haben solche Techniken selten völlig neu erfunden – meist wurden frühere rituelle Werkzeuge transformiert.

4. Spuren in magisch-hexenpraktischen Traditionen

Moderne Hexentraditionen und Neopaganismus praktizieren an megalithischen Orten noch immer Rituale. Manche Überlieferungen berichten sogar von bewusster Nutzung dieser Orte für Trance, Initiation und „Wiedergeburts“-Erlebnisse.
Quelle: Use of Megalithic Sites by Witches (silvercircle.org)

Religionshistorisch plausibel: Diese Praktiken können als späte Transformation viel älterer ritueller Traditionen gelten, die ihren Ursprung in der Megalithik haben könnten.

5. Psychophysiologische Deutung

Die Kombination aus:

  • Dunkelheit
  • Resonanz
  • Enge Räumlichkeit
  • Rituellem Fokus

kann zuverlässig veränderte Bewusstseinszustände hervorrufen – ein Mechanismus, den moderne Studien zu Meditation, Deprivation und Klangtrance gut belegen. Die Parallele zwischen prähistorischen Techniken und modernen Methoden (Ganzfeld, Floatation, Wasserfallmeditation) ist wissenschaftlich nachvollziehbar.

Weiterführende Quellen

Archäoakustik-Übersicht: „The Study of Sound at Ancient Sites“ (Paul Devereux / Gresham College). gresham.ac.uk

Wolfe, Kristina; Swanson, Douglas; Till, Rupert: The Frequency Spectrum and Geometry of the Ħal Saflieni Hypogeum Appear Tuned. Journal of Archaeological Science: Reports, 34 (2020). pure.hud.ac.uk

Watson, Aaron & Keating, David: Architecture and Sound: An Acoustic Analysis of Megalithic Monuments in Prehistoric Britain. Antiquity (1999). Cambridge University Press & Assessment

Till, Rupert: Sound Archaeology: A Study of the Acoustics of Three World Heritage Sites (2019). MDPI

Brûlé, Stéphane; Ungureanu, Bogdan; Enoch, Stefan; Guenneau, Sébastien: Neolithic stone settlements as locally resonant metasurfaces. arXiv (2022). arXiv

Wilby, Emma: Cunning Folk and Familiar Spirits: Shamanistic Visionary Traditions in Early Modern British Witchcraft and Magic (2005). Wikipedia

Silver Circle: „The Use of Megalithic Sites by Witches“. silvercircle.org

Weitere Links

Der Spiegel über Klinische Anwendungen von Reizdeprivation