Ratio und Intutio werden in der Hexenkunst und Magie, oft als der Wagen mit einer schwarzen und einer weißen Sphinx dargestellt. Jede der Sphinxen will in eine andere Richtung und es ist die Kunst des Wagenlenkers sie zur Zusammenarbeit zu bewegen. Der Wagen ist auch der Zaun oder die Grenze oder die Brücke, die schmaler ist als die Schärfe eines Schwertes auf der sich eine Hexe oder ein Magier bewegt. Wenn Ratio und Intutio nicht im Gleichgewicht sind, ist der Sturz von der Brücke nicht zu verhindern.

Darum ist der Rat, den man in vielen „Junghexen“ Gruppen und Foren findet „Verlass dich nur auf deine Intution und alles wird gut“ gefährlich, da er sehr leicht in den Absturz führt.

Miamoto Musashi schreibt in seinem Buch der 5 Ringe „Ein Samurai muss seine Waffen pflegen und in der Lage sein, sie zu schärfen“ Ratio und Intutio sind in dem Zusammenhang die „Waffen“ einer Hexe, beides muss gepflegt und trainiert werden und dazu gebracht werden miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten.
Eine bewährte Vorgehensweise ist, dass man beginnt auf der rationalen Ebene nach Fakten und Lösungen zu suchen und diese dann mit in eine Trance / Meditation nimmt.

Ein Beispiel: Man befasst sich mit einer bestimmten Gottheit. Als erstes recherchiert man was über diese Entität bekannt ist, ordnet es ein und wenn man das abgeschlossen hat, nimmt man diese Bilder mit in eine Trance / Meditation um tiefere Einblicke und Erkenntnisse (Gnosis ) zu erlangen.

Ein bekanntes Beispiel für dieses Vorgehen ist die Entdeckung der Benzolringe.
Friedrich August Kekulé arbeitete lange erfolglos an einem der großen ungelösten Rätsel der Chemie. Doch der Aufbau des Benzol-Moleküls erschien ihm erst im Traum.

Ähnlich war die Entdeckung der Relativitätstheorie von Einstein. Einstein imaginierte ein Photon zu sein, und diese Erfahrung hat Ihn in die Lage versetzt die Relativitätstheorie zu Formulieren. Um das zu tun musste er allerdings Wissen was ein Photon ist.
Also lernt euer gesamtes Potential zu Nutzen, auch dieses wird durch die Tarotkarte der Wagen versinnbildlicht.

Anhang: Philosophische Wurzeln – Schlegel und die Romantik

Die im Text beschriebene Spannung zwischen Ratio und Intuition und ihre notwendige Synthese finden eine tiefe Entsprechung in der deutschen Frühromantik, insbesondere in der Transzendentalphilosophie Friedrich Schlegels (1772-1829).

Der unendliche Progressus

Für Schlegel war die Welt kein statisches System, sondern ein sich ewig entwickelnder, organischer Prozess. Er beschrieb das menschliche Erkenntnisstreben als einen „unendlichen Progressus“ – eine beständige Bewegung, die durch die Wechselwirkung gegensätzlicher Kräfte vorangetrieben wird. Genau dies bildet die schwarze und weiße Sphinx vor dem Wagen ab: Jede will in ihre Richtung, und erst ihre gemeinsame Bewegung bringt den Wagen voran.

Zwei Gefahren des Absturzes

Schlegel identifizierte zwei fundamentale Irrwege, die dem „Sturz von der Brücke“ entsprechen:

  1. Der Formalismus (reine Ratio): Eine erstarrte, leere Rationalität, die die Welt in tote Begriffe und Regeln zergliedert, ohne ihr Leben und ihre Seele zu erfassen.
  2. Die Schwärmerei (reine Intuition): Eine unklare, substanzlose Gefühlseligkeit, der jede Form und Struktur fehlt und die in haltloser Spekulation endet.

Die von Schlegel geforderte Synthese von Verstand und Vernunft ist die philosophische Vorlage für die Kunst des Wagenlenkers. Der „Verstand“ (Ratio) analysiert und ordnet; die „Vernunft“ (im romantischen, umfassenden Sinne als Intuition verstanden) schaut die höheren Zusammenhänge. Die beschriebene Praxis – rationale Recherche, gefolgt von meditativer Vertiefung – ist die konkrete Umsetzung dieses Prinzips.

Die Brücke als schöpferischer Akt

Die „schmale Brücke“ ist somit mehr als nur eine Grenze zwischen zwei Reichen. Sie ist der Ort des schöpferischen Akts selbst, an dem der Geist sich durch die produktive Spannung der Gegensätze selbst übersteigt. Die daraus gewonnene Gnosis ist die romantische Idee der höchsten Erkenntnis: eine persönliche, unmittelbare und dennoch in der Auseinandersetzung mit der Welt fundierte Wahrheit.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass die Herausforderung, Ratio und Intuition in Einklang zu bringen, nicht nur eine praktische Frage der Hexenkunst, sondern ein zentrales Anliegen des abendländischen Denkens ist.



Tarotkarte ist aus dem Rider-Wait Tarot