Eine Hexe die tut was notwendig ist, ist eine Exekutivfunktion des Karmas

Es wird immer von „Tu was du willst aber schade niemandem“ gesprochen und „All things come back thrice in time“. Aus der Sicht von Old Craft Traditionen ist das aber nur ein Teil der Wahrheit. Eigentlich sind es Krücken, die einem ermöglichen sollen Erfahrung zu sammeln, ohne schmerzhaft auf die Nase zu fallen.
Das „Aber schade niemandem“ führt, wenn man es mal in Tiefe betrachtet, immer zu dem bekannten Trolley Problem. Oder die Frage hättest du Hitler getötet und damit das dritte Reich verhindert?
So gesehen bedeutet das „Harm no one“ weit eher, so zu handeln, dass man möglichst wenig „Harm“ erzeugt aber immer das Ganze im Blickfeld hat.
Um darauf weiter einzugehen, muss man sich erstmal mit der Frage befassen, „was ist das Böse?“, „wie entsteht das Böse?“. In den meisten alten mystischen Traditionen geht man davon aus, dass das „Böse“ durch ein Ungleichgewicht entsteht. Im Golden Dawn und ähnlichen Traditionen gibt es den Satz: „Strenge ohne Milde ist Tyrannei, Milde ohne Strenge ist Schwäche“. Der Daoismus hat ähnliche Ansätze. Es gibt die folgende Geschichte:
Ein konfuzianischer Weiser und ein daoistischer Weiser sitzen zusammen in einem Teehaus*. Ein Soldat kommt in das Teehaus und beginnt zu randalieren und die Gäste zu beleidigen. Der konfuzianische Weise, versucht den Soldaten, da der Soldat im konfuzianistischen Weltbild, einen höheren sozialen Rang hat, mit höflichen Worten zu beruhigen. Das gelingt ihm natürlich nicht. Der daoistische Weise schlägt den Soldaten kurzerhand K.O. und sagt: „Der Soldat hat den Frieden und die Harmonie dieses Ortes gestört, ich habe sie wieder hergestellt.“
Die Sicht der „Old Craft“ Traditionen ist der des Daoismus sehr ähnlich. Wenn man handelt, um das Gleichgewicht zu bewahren, oder wieder herzustellen, kann das für jemanden, der nicht die Gesamtsituation sieht** böse wirken. In der Populärkultur ist übrigens Poison Ivy ein Musterbeispiel für solches Handeln.


„Do what thou will“ ist der nächste Punkt, den man tiefer betrachten muss. Mit „thou“ ist nicht das blinde „Ich will das jetzt und sofort“ gemeint was viele damit implizieren. „Will“ bedeutet im Englischen Wille, und Wille in der Magie hat nichts mit Ego zu tun, eher ganz im Gegenteil. Der Wille aus der Sicht der Magie entsteht, wenn Ratio und Intutio zusammen arbeiten, damit den „magischen Willen“ erzeugen. Bei trainierten Hexen ist dieser „magische Wille“ im Einklang mit dem Göttlichen, jenseits von Göttin und Gott. Wenn dieser „Magische Wille“ die Notwendigkeit des Handelns, Nichthandelns, des nicht Nichthandelns, als erforderlich ansieht, geschieht dies ganz von allein im Einklang mit dem „Karma“.
In diesem Sinne ist Hexenkunst eine „Kraft des Guten“, welche mit die Aufgabe hat die Welt hin zum Besseren zu verändern, hin zu einer Gesellschaft in der sich Mensch und Natur im Gleichgewicht befinden***

* Teehaus, in Asien gilt Tee als Zeichen der Weisheit, somit ist ein Teehaus ein Haus der Weisheit.
**Von außen betrachten, das auf dem Zaun reiten, gleichzeitig ein Teil der Gesellschaft zu sein und gleichzeitig kein Teil der Gesellschaft zu sein, deckt sich mit den Untersuchungen der Soziologie, die festgestellt hat, dass notwendige Veränderungen immer vom Rand der Gesellschaft ausgehen und niemals aus der Mitte der Gesellschaft kommen.
*** Der Club of Rome hat in seinen neuesten Veröffentlichungen einige gute Punkte, die genau in diese Richtung gehen.

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