Eine Betrachtung
Rosenkreuz
Rosenkreuz
Ursprünge des Symbols

Die ersten bildlichen Darstellungen des Rosenkreuzes findet man meist zusammen mit Kesseldarstellungen in Templerkirchen, somit ist das Symbol weit älter als die chymische Hochzeit des Christian Rosenkreuz. Es ist zeitgleich mit der Idee der Minne aufgekommen, wobei es dabei auch einen direkten Zusammenhang gibt. Zu dieser Zeit sind auch die Sagen um Artus und den Gral aufgekommen. Das Gralsrittertum, das in den Artussagen beschrieben wird, kann man durchaus als Rollenmodell für den Templerorden sehen. Einige Interessante Punkte hierzu findet man in der in Portugal der Kathedrale vom Convento Christi in Tomar ( Portugal )

Das Templerkreuz mit der Rose an den Altarsäulen

Die fünfblättrige Rose

Die fünfblättrige Rose ist seit der Antike mit Venus verbunden. Die Venusblume basiert auf dem Muster, das der Venusumlauf zeichnet, eine Form der heiligen Geometrie. Es gilt als Zeichen der göttlichen Liebe, aber auch der Transformation und der geschlechtlichen Liebe.
Untrennbar mit dem Symbol der Rose ist auch der Rosengarten verbunden, dem von Rosenhecken (Hag) umgebenen heiligen Ort, in dem Sittlichkeit, Liebe und die Künste (Liebeskünste) gelehrt wurden. Der Ort an dem Merlin als Feenkönig die Feen Magie und die Sciences de la joie gelehrt hat.
Ebenso geht das Pentagramm auf dieses Symbol zurück.

Tannhäuser bei Venus (Der Rosengarten )
Der Rosengarten (Tannhäuser bei Venus)
Das Kreuz

Das gleichschenklige Kreuz geht auf Sonnensymboliken zurück. In einigen Darstellungen ist das Rosenkreuz von einem Kreis mit den Tierkreiszeichen umgeben. Diese Tierkreiszeichen symbolisieren auch die Ritter der Tafelrunde.
Die Arme des Kreuzes stehen für die vier Elemente, wobei man die Rose auch als Tor zum 5. Element Äther oder Akasha (nach Bardon) sehen kann und es somit einen vollkommenen magischen Kreis und damit die innere Alchemie repräsentiert.
Das Kreuz bildet ebenso zwei Linien, eine stehende und eine liegende Linie. Die stehende Linie (stehender Strahl) ist das einfachste des aktiven handelnden Grundelements der Schöpfung, das Sinnbild der männlichen Kraft.
Funfact: Dieser Strahl wird auch durch das Einhorn symbolisiert, besonders im Zusammenhang mit der Minne. Daher kann auch nur eine Jungfrau ein Einhorn zähmen.
Die liegende Linie symbolisiert den Horizont, die Welt und somit das Weibliche, welche sich im Kreuz der Welt vereinigen.
Der Vereinigungspunkt der Linien bringt somit Liebe und Freude in der Rose. :“All meine Taten sind Taten der Liebe Freude und Ekstase“
Das Kreuz steht auch für das Leiden der vom Demiurgen (Abaddon der Gott der Kirche) beherrschten Welt und wie man sich durch das Consolamentum der Liebe daraus befreit.

Das Rosenkreuz als Symbol transzendenter Erkenntnis und Minnephilosophie

Die Ursprünge des Rosenkreuzes reichen weit über die frühneuzeitliche Rosenkreuzerbewegung hinaus. Archäologisch und ikonographisch lassen sich Formen des Rosenkreuzes bereits in Templerkirchen und keltisch-christlichen Symbolsystemen nachweisen, wo sie häufig mit Kesseldarstellungen verbunden waren. Diese Deutung legt nahe, dass das Symbol eine Synthese aus solaren, vegetativen und alchemistischen Vorstellungen verkörpert. Der „Kessel“ verweist auf die Transformation des Lebensstoffs, die „Rose“ auf die göttliche Lebenskraft, und das „Kreuz“ auf die Durchdringung der Welt mit dem Geist.

Zeitlich fällt die Entstehung des Rosenkreuzes mit der Entwicklung der mittelalterlichen Minnephilosophie zusammen. Der Minnehof war – wie der Rosenhof oder Rosengarten – ein Ort, an dem Liebe, Erkenntnis und ritterliche Tugend als Ausdruck einer kosmischen Harmonie verstanden wurden. In der Minne, als kultivierter Form der Liebe, fand sich jene Vereinigung von Geist und Sinnlichkeit, die im Symbol der Rose auf dem Kreuz sichtbar wird: das Ineinander von Leidenschaft und Erkenntnis, von eros und logos.

In diesem Sinne bildet das Rosenkreuz eine Brücke zwischen der christlich-hermetischen Mystik und der höfischen Kultur der Liebeskunst. Während das Kreuz für die vier Elemente steht – Erde, Wasser, Luft und Feuer – öffnet die Rose im Zentrum den Zugang zum fünften Element, Äther oder Akasha (vgl. Bardon, Der Weg zum wahren Adepten). Dieses „fünfte Element“ symbolisiert die Vereinigung der Gegensätze, das schöpferische Prinzip der Liebe selbst, das alle Formen der Erkenntnis durchdringt.

Sergius Golowin (Lexikon der Symbole; Magier Merlin; Hippies, Hexen, Rosenkreuzer) beschreibt das Rosenkreuz als hermetisches Mandala Europas, in dem sich die alchemistische Idee der Wandlung mit der ritterlichen Ethik des Gralsrittertums verbindet. In seiner Sicht repräsentiert der Rosengarten nicht nur einen mythischen, sondern auch einen kognitiven Raum der Einweihung: eine Art mittelalterlicher Universität des Herzens, in der die Wissenschaften der FreudeSciences de la joie – gelehrt wurden.

Dieser Gedanke lässt sich philosophisch anschließen an Friedrich Schlegels romantische Naturphilosophie, die die Liebe als erkenntnistheoretisches Prinzip deutet: In der Liebe wird die Trennung von Subjekt und Objekt aufgehoben; sie ist die höhere Synthese, in der das Wissen lebendig wird (Schlegel, Fragmente, 1800). Die Minne war somit nicht bloß ein poetisches Ideal, sondern Ausdruck einer frühromantischen Erkenntnistheorie, die später in C. G. Jungs Konzept der coniunctio oppositorum – der alchemischen Vereinigung der Gegensätze im Selbst – eine psychologische Fortsetzung fand.

Das Rosenkreuz kann daher als Symbol einer ganzheitlichen Wissenschaft verstanden werden, die die Trennung zwischen Natur und Geist, Religion und Philosophie, männlich und weiblich überwindet. Es steht für den Versuch, Wissen als lebendige, von Liebe getragene Erkenntnis zu begreifen – eine Idee, die in der esoterischen Renaissance, bei Paracelsus, Jakob Böhme und später im Wicca und modernen Solarpunk erneut aufscheint.

Im Kreuz der Welt blüht die Rose als Zeichen der Einheit von Wissenschaft und Mystik, als Sinnbild jener heiligen Alchemie, die Golowin den ursprünglichen europäischen Wissenschaftsgeist nennt: eine Forschung, die den Menschen als Teil eines beseelten Kosmos begreift.


Literaturhinweise

Golowin, Sergius: Lexikon der Symbole. München: Scherz Verlag, 1991. Golowin, Sergius: Magier Merlin. Versuch über den Ursprung des Zaubers in Europa. München: Sphinx, 1982. Golowin, Sergius: Hippies, Hexen, Rosenkreuzer. Die okkulte Gegenkultur seit 1960. München: Scherz Verlag, 1985. Bardon, Franz: Der Weg zum wahren Adepten. Wuppertal: Dieter-Rüggeberg-Verlag, 1956. Schlegel, Friedrich: Fragmente und Studien zur Philosophie der Natur. In: Athenäum-Fragmente, 1798–1800. Jung, C. G.: Psychologie und Alchemie. Zürich: Rascher Verlag, 1944.

Lesetips

https://www.historicmysteries.com/rosicrucians/

https://en.wikipedia.org/wiki/Fama_Fraternitatis